Lichen sclerosus
Was ist Lichen sclerosus?
Lichen sclerosus ist eine chronische Hauterkrankung, die sich vor allem im Intimbereich und um den Anus herum manifestiert und selten auch andere Körperstellen betreffen kann. Sie gehört zu den Autoimmunerkrankungen, was bedeutet, dass das Immunsystem fälschlicherweise das eigene Gewebe angreift und es zu einer chronischen Entzündungsreaktion kommt. Die Ursachen von Lichen sclerosus sind bisher nicht vollständig geklärt. Experten gehen von einem Zusammenspiel genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren aus, wobei auch hormonelle Einflüsse und Störungen des Immunsystems eine Rolle spielen könnten.
Der Verlauf der Erkrankung ist chronisch und kann über viele Jahre hinweg bestehen bleiben. Besonders belastend ist, dass Lichen sclerosus nicht heilbar ist. Ziel der Therapie ist es daher, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Durch eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können Patientinnen ein hohes Maß an Lebensqualität bewahren und die Beschwerden in den Griff bekommen.
Herausforderungen und langer Leidensweg für Betroffene
Viele Patientinnen mit Lichen sclerosus durchleben einen langen Leidensweg, da die Erkrankung häufig erst spät erkannt wird. Die Symptome – wie Juckreiz, Brennen und Hautveränderungen im Intimbereich – werden selbst von erfahrenen Frauenärztinnen oft fehlinterpretiert oder auf andere Ursachen zurückgeführt. Aufgrund der unspezifischen Anzeichen und des seltenen Auftretens von Lichen sclerosus bleibt die Erkrankung so oft unentdeckt oder wird nicht frühzeitig diagnostiziert.
Dies kann dazu führen, dass Patientinnen über Jahre hinweg ohne adäquate Behandlung bleiben und die Beschwerden immer weiter zunehmen, was die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Eine gezielte und rechtzeitige Diagnose ist daher entscheidend, um den Leidensweg zu verkürzen und mit der richtigen Therapie eine deutliche Linderung zu erreichen.
Symptome bei Lichen sclerosus
Die Symptome von Lichen sclerosus sind vielfältig und können in ihrer Ausprägung individuell stark variieren. Zu den typischen Anzeichen gehören:
- Starker Juckreiz und Brennen: Besonders im Intimbereich kommt es häufig zu anhaltendem Juckreiz und einem unangenehmen Brennen. Diese Symptome können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und führen oft zu Schlafstörungen und Unwohlsein.
- Veränderungen der Hautstruktur: Charakteristisch für Lichen sclerosus sind weiße, pergamentartige Hautstellen. Die betroffenen Hautstellen fühlen sich oft dünner und weniger elastisch an und neigen leicht zu Rissen. Diese Veränderungen machen die Haut anfälliger für Verletzungen und Infektionen.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Durch die Verengung und Verhärtung der Haut im Intimbereich kommt es oft zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Dies kann das Sexualleben der Betroffenen beeinträchtigen und zu zusätzlichem psychischem Stress führen.
- Verklebungen und Vernarbungen: Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Verklebungen der Haut und zu narbigen Verengungen kommen, die den Alltag und die Intimhygiene erschweren.
Da Lichen sclerosus unbehandelt zu weiteren Komplikationen führen kann, ist es wichtig, die Symptome ernst zu nehmen und frühzeitig eine ärztliche Abklärung und Behandlung einzuleiten.
Man sollte auch beachten regelmäßig, alle 6 Monate, einen mit Lichen sclerosus vertrauten Frauenarzt zu konsultieren da es in bis zu 5% der Fälle zu einem Karzinom der Vulva kommen kann.
Wo tritt Lichen sclerosus auf?
Lichen sclerosus tritt bevorzugt im Bereich der Haut und Schleimhäute im Genital- und Analbereich auf. Frauen sind häufiger betroffen, doch auch Männer und Kinder können unter der Erkrankung leiden.
Bei Frauen konzentriert sich die Erkrankung in der Regel auf die äußeren Geschlechtsorgane (Vulva) und kann bis zum Anus reichen. Die Veränderungen sind oft symmetrisch und äußern sich in weißlichen, pergamentartigen Hautarealen. Auch die inneren Schamlippen und der Bereich um die Klitoris können betroffen sein, was zu einer Verengung der Vaginalöffnung und zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann.
In seltenen Fällen tritt Lichen sclerosus auch an anderen Körperstellen auf, zum Beispiel im Bereich des Brustkorbs, der Oberarme oder des Rückens. In diesen Fällen ist die Erkrankung oft schwieriger zu diagnostizieren und kann leicht mit anderen Hautkrankheiten verwechselt werden.
Standardtherapie
Die Behandlung von Lichen sclerosus zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Hautveränderungen zu stabilisieren. Folgende Therapiemethoden haben sich als wirksam erwiesen:
- Topische Kortisoncremes: Lokale Kortisonpräparate sind das Mittel der ersten Wahl bei Lichen sclerosus. Sie helfen, die Entzündung zu lindern und reduzieren den Juckreiz. Es ist wichtig, dass die Kortisoncreme regelmäßig und in der vom Arzt empfohlenen Dosierung aufgetragen wird. Bei langfristiger Anwendung wird die Dosis oft schrittweise reduziert, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
- Immunmodulatoren: In einigen Fällen kommen auch immunmodulierende Cremes zum Einsatz. Diese Präparate greifen in die Immunreaktion der Haut ein und können helfen, die Symptome zu kontrollieren, insbesondere wenn Kortison allein nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen zeigt.
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind essenziell, um den Therapieerfolg zu überprüfen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Betroffene sollten sich nicht scheuen, bei Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, da eine konsequente Therapie den Verlauf deutlich verbessern kann.
Unterstützende Maßnahmen
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung können verschiedene unterstützende Maßnahmen dazu beitragen, die Beschwerden bei Lichen sclerosus zu lindern und die Hautbarriere zu stärken:
- Feuchtigkeitsspendende Pflege: Die Anwendung von feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Salben ohne Duftstoffe und Konservierungsstoffe kann helfen, die Haut geschmeidig zu halten und Rissen vorzubeugen. Pflegeprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Aloe Vera oder Ringelblume können zusätzlich beruhigend wirken.
- Schonende Hygiene: Übertriebene Intimhygiene kann die Haut zusätzlich reizen und die Symptome verschlimmern. Milde, pH-neutrale Waschlotionen, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden, sind empfehlenswert. Heiße Bäder und aggressive Reinigungsmittel sollten vermieden werden.
- Entspannungstechniken und Stressmanagement: Stress kann die Symptome von Lichen sclerosus verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, das Stresslevel zu senken und die Krankheitsbewältigung zu unterstützen.
Die Kombination dieser Maßnahmen mit der medikamentösen Therapie kann langfristig dazu beitragen, die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern und die Haut stabil zu halten.
Vaginale Lasertherapie bei Lichen sclerosus
Die Lasertherapie ist eine neuere und ergänzende Behandlungsmöglichkeit für Lichen sclerosus, die besonders bei chronischen Verläufen eingesetzt wird. Bei der Behandlung wird die Haut gezielt mit Laserstrahlen bestrahlt, was die Durchblutung fördert und die Neubildung von Kollagen anregt.
Dies führt zu einer Stärkung der Haut und kann helfen, die Beschwerden zu lindern und die Hautstruktur zu verbessern.
Der Ablauf der Lasertherapie umfasst in der Regel mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Wochen. Die Behandlung wird unter lokaler Betäubung durchgeführt und ist für die Patientinnen weitgehend schmerzfrei. Es ist jedoch zu beachten, dass die Lasertherapie nicht bei allen Patientinnen gleichermaßen wirksam ist und als ergänzende Maßnahme zur Standardtherapie eingesetzt wird. Sie sollte stets von einem spezialisierten Arzt durchgeführt werden, der Erfahrung mit der Laserbehandlung bei Lichen sclerosus hat.
Durch die Kombination aus Standardtherapie und Laserbehandlung kann häufig eine deutliche Besserung der Beschwerden erreicht werden. Es ist jedoch wichtig, die Therapieoptionen individuell zu besprechen und alle Vor- und Nachteile abzuwägen.
Wichtiger Hinweis zur Lasertherapie bei Lichen sclerosus
Aktuell stehen keine Langzeitstudien zur Lasertherapie bei Lichen sclerosus zur Verfügung, sodass die langfristigen Auswirkungen dieser Behandlung noch nicht vollständig bekannt sind. Die bisherigen Studien mit einer Dauer von etwa einem Jahr zeigen jedoch bereits vielversprechende und beeindruckende Ergebnisse. Viele Patientinnen berichten von einer deutlichen Linderung ihrer Beschwerden und einem spürbaren Gewinn an Lebensqualität.
In einer eigenen Befragung unter unseren Patientinnen gaben 98 % an, dass sie die Lasertherapie erneut durchführen würden. Häufig berichteten sie von einem signifikanten Rückgang von Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, und viele sind inzwischen nahezu beschwerdefrei.
Da es derzeit noch an Langzeitdaten fehlt, erfolgt die Behandlung als „Off-Label-Use“. Das bedeutet, dass die Anwendung des Lasers zwar medizinisch sinnvoll ist und gute Ergebnisse zeigt, aber die Therapieform nicht offiziell für Lichen sclerosus zugelassen ist. Off-Label-Use wird in der Medizin oft praktiziert, wenn vielversprechende Behandlungen für bestimmte Erkrankungen noch nicht regulär zugelassen sind, aber bereits positive Erfahrungen bestehen und Studien die Wirksamkeit belegen.
Um mehr über die Langzeiteffekte und Wirksamkeit der Lasertherapie zu erfahren, planen wir ab Februar 2025 eine wissenschaftliche Studie. Für diese Studie suchen wir interessierte Patientinnen, die an einer strukturierten Beobachtung und Begleitung ihrer Behandlung teilnehmen möchten. Unser Ziel ist es, langfristige Erkenntnisse zu sammeln, die uns helfen, die Lasertherapie bei Lichen sclerosus noch besser zu verstehen und weiterzuentwickeln.
Wenn Sie Interesse haben, Teil dieser Studie zu werden, sprechen Sie uns gerne an. Gemeinsam möchten wir dazu beitragen, diese Behandlungsmethode für die Zukunft weiter zu erforschen und zu optimieren.
Ablauf der Lasertherapie bei Lichen sclerosus
- Erstbehandlung: Die initiale Therapie umfasst 3 bis 5 Sitzungen, je nach individuellen Bedürfnissen und Symptomen.
- Auffrischungsbehandlung: Im Anschluss erfolgt etwa alle 6 Monate eine einzelne Auffrischungsbehandlung, um die positiven Effekte langfristig zu erhalten.
- Vorgehen: Vor jeder Behandlung wird eine spezielle Salbe, die wir in Zusammenarbeit mit unserer Partnerapotheke entwickelt haben, aufgetragen. Diese Salbe sorgt für eine optimale Vorbereitung der Haut und ermöglicht eine nahezu schmerzfreie Behandlung.
- Vorteile: Die Lasertherapie verläuft in der Regel ohne Schmerzen und erfordert keine Erholungszeit – Patientinnen können sofort in ihren Alltag zurückkehren.
Selbsthilfegruppe/Forum
Selbsthilfegruppe und Forum für Patientinnen mit Lichen sclerosus
- In Planung: Auf vielfachen Wunsch unserer Patientinnen organisieren wir derzeit eine Selbsthilfegruppe und ein Online-Forum zum Austausch über Lichen sclerosus.
- Monatliche Treffen: Geplant sind monatliche Treffen in unserer Ordination, bei denen Betroffene in einem geschützten Rahmen Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen können.
- Professionelle Begleitung: Die Treffen werden von Dr. Mossig und Nicky geleitet, und wir erwarten außerdem eine Psychologin im Team, die für psychologische Fragen zur Verfügung steht und Unterstützung bietet.
- Kontakt und Anmeldung: Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Nicky unter der Telefonnummer 0664 188 22 36, um weitere Informationen zu erhalten oder sich für die Treffen anzumelden.
Kann die Lasertherapie Lichen sclerosus heilen?
Leider ist eine Heilung von Lichen sclerosus nicht möglich, da es sich wahrscheinlich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Jedoch kann das Fortschreiten der Erkrankung durch die regenerative Therapie gestoppt werden, was dazu führt, dass die betroffenen Frauen in der Regel weitgehend beschwerdefrei sind.
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