Lichen sclerosus
Was ist Lichen sclerosus?
Was ist Lichen sclerosus?
Lichen sclerosus (LS) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor allem die Haut im Intimbereich und um den Anus betrifft, seltener auch andere Körperstellen. Die Erkrankung gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem irrtümlich eigenes Gewebe angreift und eine anhaltende Entzündungsreaktion auslöst.
Häufigkeit und Geschlechterverteilung
- Frauen:
- Am häufigsten betroffen, insbesondere nach der Menopause.
- Prävalenz: 1–3 % der Frauen, bei Frauen über 80 Jahren bis zu 3 %.
- Männer:
- Deutlich seltener als Frauen.
- Prävalenz: Etwa 0,07 % der Männer, häufig als sogenannte Balanitis xerotica obliterans im Genitalbereich.
- Kinder:
- Vor allem präpubertäre Mädchen, mit einer Prävalenz von etwa 0,1 %.
- Jungen sind äußerst selten betroffen.
Warum kommt es zu Veränderungen?
Die genaue Ursache von LS ist nicht vollständig geklärt. Vermutet wird ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren:
- Autoimmunreaktion:
- LS tritt oft zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, z. B.:
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Vitiligo
- Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall).
- LS tritt oft zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, z. B.:
- Genetische Veranlagung:
- Eine familiäre Häufung deutet darauf hin, dass die Veranlagung zur Erkrankung vererbbar sein könnte.
- Hormonelle Faktoren:
- Besonders häufig tritt LS bei Frauen nach der Menopause auf, was auf einen Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen schließen lässt.
- Umweltfaktoren:
- Mikrotraumata, mechanische Reibung oder bestimmte Infektionen könnten die Erkrankung auslösen oder verschlimmern.
Assoziationen mit anderen Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenstörungen oder Typ-1-Diabetes.
- Erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms, besonders im Genitalbereich.
Herausforderungen und langer Leidensweg für Betroffene
Viele Patientinnen mit Lichen sclerosus erleben einen oft jahrelangen Leidensweg, da die Erkrankung häufig erst spät diagnostiziert wird. Die Symptome – Juckreiz, Brennen und auffällige Hautveränderungen im Intimbereich – werden selbst von erfahrenen Frauenärztinnen manchmal fehlinterpretiert und anderen Ursachen wie Pilzinfektionen oder Hautreizungen zugeschrieben. Diese Fehldeutungen sind verständlich, da die Anzeichen unspezifisch sein können und Lichen sclerosus vergleichsweise selten auftritt.
Doch gerade diese verzögerte Erkennung hat oft schwerwiegende Folgen: Ohne adäquate Behandlung können die Beschwerden kontinuierlich zunehmen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Daher ist eine frühzeitige und gezielte Diagnose von entscheidender Bedeutung. Mit der richtigen Therapie lassen sich die Symptome nicht nur effektiv lindern, sondern auch der Fortschritt der Erkrankung bremsen – eine enorme Erleichterung für die Betroffenen und ein entscheidender Schritt hin zu einem besseren Wohlbefinden.
Symptome bei Lichen sclerosus
Symptome nach Stadien
1. Frühes Stadium:
- Symptome:
- Starkes Jucken, Brennen oder Spannungsgefühl, vor allem im Intimbereich.
- Weißliche, glänzende Hautareale („Porzellan-Haut“).
- Gelegentlich Risse oder Blutungen bei minimalem Trauma.
- Problematik:
- Häufige Fehldiagnosen, da die Symptome mit Pilzinfektionen oder Ekzemen verwechselt werden.
2. Fortschreitende Erkrankung:
- Symptomverschlimmerung:
- Juckreiz wird chronisch und intensiv.
- Schmerzen, besonders beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) oder Wasserlassen.
- Hautveränderungen:
- Fortschreitende Atrophie (Hautverdünnung) und Schrumpfung.
- Vernarbungen und Verengungen, z. B. des Vaginaleingangs oder der Vorhaut bei Männern.
- Einziehungen des Gewebes, die zu Funktionseinschränkungen führen können.
3. Langzeitkomplikationen:
- Krebserkrankung:
- Unbehandelter LS erhöht das Risiko für ein Plattenepithelkarzinom (Vulva, Penis).
- Risiko: Schätzungsweise 4–6 %.
- Psychische Belastung:
- Lebensqualität ist oft durch Schmerzen, Juckreiz und Einschränkungen beim Geschlechtsverkehr beeinträchtigt.
- Narbenbildung:
- Funktionseinschränkungen und kosmetische Beeinträchtigungen durch Vernarbungen.
Wo tritt Lichen sclerosus auf?
Welche Körperstellen sind bevorzugt betroffen?
LS zeigt eine klare Vorliebe für bestimmte Körperregionen:
Primäre Körperstellen:
- Genitalbereich:
- Bei Frauen: Vulva, Klitoris und perivaginales Gewebe.
- Bei Männern: Vorhaut, Eichel und Harnröhrenmündung.
- Analregion:
- Häufig in Kombination mit Genitalbefall (sogenannter Schmetterlingsbefall).
Selten betroffene Stellen:
- Extragenitaler LS:
- An Brust, Oberkörper, Schultern oder inneren Oberschenkeln.
- Klinisch seltener und weniger symptomatisch.
Man sollte beachten regelmäßig, alle 6 Monate, einen mit Lichen sclerosus vertrauten Frauenarzt zu konsultieren da es in bis zu 5% der Fälle zu einem Karzinom der Vulva kommen kann.
Standardtherapie
Die Behandlung von Lichen sclerosus zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Hautveränderungen zu stabilisieren. Folgende Therapiemethoden haben sich als wirksam erwiesen:
- Topische Kortisoncremes: Lokale Kortisonpräparate sind das Mittel der ersten Wahl bei Lichen sclerosus. Sie helfen, die Entzündung zu lindern und reduzieren den Juckreiz. Es ist wichtig, dass die Kortisoncreme regelmäßig und in der vom Arzt empfohlenen Dosierung aufgetragen wird. Bei langfristiger Anwendung wird die Dosis oft schrittweise reduziert, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
- Immunmodulatoren: In einigen Fällen kommen auch immunmodulierende Cremes zum Einsatz. Diese Präparate greifen in die Immunreaktion der Haut ein und können helfen, die Symptome zu kontrollieren, insbesondere wenn Kortison allein nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen zeigt.
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind essenziell, um den Therapieerfolg zu überprüfen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Betroffene sollten sich nicht scheuen, bei Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, da eine konsequente Therapie den Verlauf deutlich verbessern kann.
Unterstützende Maßnahmen
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung können verschiedene unterstützende Maßnahmen dazu beitragen, die Beschwerden bei Lichen sclerosus zu lindern und die Hautbarriere zu stärken:
- Feuchtigkeitsspendende Pflege: Die Anwendung von feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Salben ohne Duftstoffe und Konservierungsstoffe kann helfen, die Haut geschmeidig zu halten und Rissen vorzubeugen. Pflegeprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Aloe Vera oder Ringelblume können zusätzlich beruhigend wirken.
- Schonende Hygiene: Übertriebene Intimhygiene kann die Haut zusätzlich reizen und die Symptome verschlimmern. Milde, pH-neutrale Waschlotionen, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden, sind empfehlenswert. Heiße Bäder und aggressive Reinigungsmittel sollten vermieden werden.
- Entspannungstechniken und Stressmanagement: Stress kann die Symptome von Lichen sclerosus verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, das Stresslevel zu senken und die Krankheitsbewältigung zu unterstützen.
Die Kombination dieser Maßnahmen mit der medikamentösen Therapie kann langfristig dazu beitragen, die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern und die Haut stabil zu halten.
Vaginale Lasertherapie bei Lichen sclerosus
Die Lasertherapie ist eine neuere und ergänzende Behandlungsmöglichkeit für Lichen sclerosus, die besonders bei chronischen Verläufen eingesetzt wird. Bei der Behandlung wird die Haut gezielt mit Laserstrahlen bestrahlt, was die Durchblutung fördert und die Neubildung von Kollagen anregt.
Dies führt zu einer Stärkung der Haut und kann helfen, die Beschwerden zu lindern und die Hautstruktur zu verbessern.
Der Ablauf der Lasertherapie umfasst in der Regel mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Wochen. Die Behandlung wird unter lokaler Betäubung durchgeführt und ist für die Patientinnen weitgehend schmerzfrei. Es ist jedoch zu beachten, dass die Lasertherapie nicht bei allen Patientinnen gleichermaßen wirksam ist und als ergänzende Maßnahme zur Standardtherapie eingesetzt wird. Sie sollte stets von einem spezialisierten Arzt durchgeführt werden, der Erfahrung mit der Laserbehandlung bei Lichen sclerosus hat.
Durch die Kombination aus Standardtherapie und Laserbehandlung kann häufig eine deutliche Besserung der Beschwerden erreicht werden. Es ist jedoch wichtig, die Therapieoptionen individuell zu besprechen und alle Vor- und Nachteile abzuwägen.
Wichtiger Hinweis zur Lasertherapie bei Lichen sclerosus
Aktuell stehen keine Langzeitstudien zur Lasertherapie bei Lichen sclerosus zur Verfügung, sodass die langfristigen Auswirkungen dieser Behandlung noch nicht vollständig bekannt sind. Die bisherigen Studien mit einer Dauer von etwa einem Jahr zeigen jedoch bereits vielversprechende und beeindruckende Ergebnisse. Viele Patientinnen berichten von einer deutlichen Linderung ihrer Beschwerden und einem spürbaren Gewinn an Lebensqualität.
In einer eigenen Befragung unter unseren Patientinnen gaben 98 % an, dass sie die Lasertherapie erneut durchführen würden. Häufig berichteten sie von einem signifikanten Rückgang von Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, und viele sind inzwischen nahezu beschwerdefrei.
Da es derzeit noch an Langzeitdaten fehlt, erfolgt die Behandlung als „Off-Label-Use“. Das bedeutet, dass die Anwendung des Lasers zwar medizinisch sinnvoll ist und gute Ergebnisse zeigt, aber die Therapieform nicht offiziell für Lichen sclerosus zugelassen ist. Off-Label-Use wird in der Medizin oft praktiziert, wenn vielversprechende Behandlungen für bestimmte Erkrankungen noch nicht regulär zugelassen sind, aber bereits positive Erfahrungen bestehen und Studien die Wirksamkeit belegen.
Um mehr über die Langzeiteffekte und Wirksamkeit der Lasertherapie zu erfahren, planen wir ab Februar 2025 eine wissenschaftliche Studie. Für diese Studie suchen wir interessierte Patientinnen, die an einer strukturierten Beobachtung und Begleitung ihrer Behandlung teilnehmen möchten. Unser Ziel ist es, langfristige Erkenntnisse zu sammeln, die uns helfen, die Lasertherapie bei Lichen sclerosus noch besser zu verstehen und weiterzuentwickeln.
Wenn Sie Interesse haben, Teil dieser Studie zu werden, sprechen Sie uns gerne an. Gemeinsam möchten wir dazu beitragen, diese Behandlungsmethode für die Zukunft weiter zu erforschen und zu optimieren.
Ablauf der Lasertherapie bei Lichen sclerosus
- Erstbehandlung: Die initiale Therapie umfasst 3 bis 5 Sitzungen, je nach individuellen Bedürfnissen und Symptomen.
- Auffrischungsbehandlung: Im Anschluss erfolgt etwa alle 6 Monate eine einzelne Auffrischungsbehandlung, um die positiven Effekte langfristig zu erhalten.
- Vorgehen: Vor jeder Behandlung wird eine spezielle Salbe, die wir in Zusammenarbeit mit unserer Partnerapotheke entwickelt haben, aufgetragen. Diese Salbe sorgt für eine optimale Vorbereitung der Haut und ermöglicht eine nahezu schmerzfreie Behandlung.
- Vorteile: Die Lasertherapie verläuft in der Regel ohne Schmerzen und erfordert keine Erholungszeit – Patientinnen können sofort in ihren Alltag zurückkehren.
Da es bislang keine standardisierten Verfahren gibt, können die Ergebnisse von Behandler zu Behandler deutlich variieren. Im Laufe der Jahre haben wir jedoch ein äußerst wirksames Behandlungsschema entwickelt, das in seiner Herangehensweise dem in dieser Studie beschriebenen Schema mit dem gleichen Laser ähnelt (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37145134/)
Austauschplattform/Forum für Betroffene
Forum für Patientinnen mit Lichen sclerosus
- https:\\lichen-sclerosus.at Auf vielfachen Wunsch unserer Patientinnen und mit dessen Zusammenarbeit ist ein Forum für betroffene entstanden.
- Monatliche Treffen: Geplant sind monatliche Treffen in unserer Ordination, bei denen Betroffene in einem geschützten Rahmen Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen können.
- Professionelle Begleitung: Die Treffen werden von Dr. Mossig und Nicky geleitet, und wir erwarten außerdem eine Psychologin im Team, die für psychologische Fragen zur Verfügung steht und Unterstützung bietet.
- Kontakt und Anmeldung: Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Nicky unter der Telefonnummer 0664 188 22 36, um weitere Informationen zu erhalten oder sich für die Treffen anzumelden.
Kann die Lasertherapie Lichen sclerosus heilen?
Leider ist eine Heilung von Lichen sclerosus nicht möglich, da es sich wahrscheinlich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Jedoch kann das Fortschreiten der Erkrankung durch die regenerative Therapie gestoppt werden, was dazu führt, dass die betroffenen Frauen in der Regel weitgehend beschwerdefrei sind.
Literaturübersicht
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37145134/
- Baggisch M S: Fractional CO2 Laser Treatment for Vaginal Atrophy and Vulvar Lichen Sclerosus Journal of Gynecologic Surgery, Vol. 32, No. 6/2016: 309-17. Published Online:1 Dec 2016 https://doi.org/10.1089/gyn.2016.0099
- Elias AJ, Galich M: Pixel CO2 laser as a treatment option for Lichen scerosus. Alma Surgical FemiLift, April 2016.
- Kuhler-Obarius Ch, Kunkel E, Theden-Schow M: The use of CO2 laser for patients with Lichen sclerosus (16.04.2018) Lumenis
- Lee A, Lim A, Fischer G: Fractional carbon dioxide laser in recalcitrant vulval lichen sclerosus. Australas J Dermatol. 2016 Feb;57(1):39-43. doi: 10.1111/ajd.12305. Epub 2015 Mar 5.
- Gómez-Frieiro M, Laynez-Herrero E: Use of Er:YAG laser in the treatment of vulvar lichen sclerosus. Int J Womens Dermatol. 2019 Dec; 5(5): 340-344. Published online 2019 Jun 4. doi: 10.1016/j.ijwd.2019.05.007
- Ogrinc UB, Senčar S et al.: Efficacy of Non-ablative Laser Therapy for Lichen Sclerosus: A Randomized Controlled Trial. J Obstet Gynaecol Can. 2019;41,12:1717-25 doi:https://doi.org/10.1016/j.jogc.2019.01.023
Meine Leistungen für Sie
Diverse Themen zur Vorsorge, wie Krebsvorsorgeabstich, HPV Impfung, Brustuntersuchungen, Ultraschall, ..
Beratung im Bezug auf Verhütung, hormonelle Störungen, Wechseljahre, ..
Eine Vielzahl an Erkrankungen können wir direkt in der Ordination behandeln.
Die beste Betreuung für Ihr Baby und Sie! Mutter-Kind-Pass und 3D Scan
Gynäkologische Laserbehandlungen für Senkungsprobleme, Stressinkontinenz, Dyspareunie, ..
Smooth Eye, Liplase, Narbenbehandlung, Aknenarben, ..
Google Bewertungen


Montag | 9:00 – 13:00 15:00 – 18:00 |
Dienstag | 9:00 – 14:30 |
Mittwoch | 9:00 – 14:30 |
Donnerstag | 9:00 – 13:00 15:00 – 18:00 |
Freitag | 9:00 – 14:30 |
Telefon:
+436641882236
Email:
gyn@mossig.at